Fürst Leopold von Anhalt-Köthen –
geboren 1694 in , gestorben 1728 in
Wer sich mit der Biografie des Komponisten Johann Sebastian Bachs auseinandersetzt, kommt nicht umhin sich auch mit dem aus dem Hause der Askanier stammenden Fürst Leopold von Anhalt-Köthen (1694–1728) zu beschäftigen.
Der an Opernmusik interessierte Förderer und lebenslanger Freund von Bach hatte den Komponisten 1716 auf der Hochzeit seiner Schwester kennengelernt und 1717 als Kapellmeister an die Köthener Hofmusik geholt. Zuvor hatte der jugendliche Leopold Frankfurt am Main, Aachen, Venedig, Rom, Florenz und Turin bereist, um die Opern zu besuchen. Mit der Auflösung der Berliner Hofkapelle 1713 gelang es ihm begnadete Musiker nach Köthen an seine Hofkapelle zu holen. Er selbst wirkte zeitweise als Violinist in seinem eigenen Orchester mit.
Neben Bach waren auch der Komponist Johann Spieß, der Flötist Johann Heinrich Freitag und der Organist Christian Ernst zur Zeit Leopolds im Köthener Orchester tätig und komponierten Stücken. Für Bach stellte Leopold in der Köthener Wallstraße ein Haus zur Verfügung, nachdem die Straße gemeinsam mit der Burgstraße auf Betreiben des Askaniers neu angelegt und erneuert wurde. Der Fürst spielte bis zu seinem Todesjahr 1728 leidenschaftlich Violine und Cembalo. Bach führte am 23. März, einen Tag nach der Beisetzung Leopolds, an der Fürstengruft die Köthener Trauermusik „Klagt, Kinder, klagt es aller Welt“ zu seinen Ehren auf.
Er galt als lebensfroher und belesener Mann, der als calvinistischer Herrscher den Protestantismus akzeptierte und duldete, während im benachbarten Leipzig die Professoren an der Universität dem Calvinismus abschwören mussten. Als belesener und kulturinteressierter Mann seiner Zeit gründete er die Schlossbibliothek als Bibliotheque publique mit anfangs 190 Bänden neu und eröffnete 1723 ein Waisenhaus in Köthen. Neben Musik und Literatur beschäftigte er sich mit der Gartenkunst und ließ seit 1714 den Orangeriebestand für den Köthener Residenzgarten aufbauen. Im dortigen heutigen Schlossgarten entstand 1720 ein neues Gartenquartier mit zahlreichen Kübelpflanzen.
Text: Sandy Fiedler (M.A.)